Titel | "Eine wirkliche Kommunistin" |
Titelzusatz | Auguste Kirschey-Weber (1884-1924) |
Verantwortlich | Antonia Lammertz / Dieter Nelles |
Autor/in | Lammertz, Antonia | Nelles, Dieter |
Sonstige | Kirschey-Weber, Auguste |
Medientyp | |
Publikationstyp | Buch |
Erschienen |
2024
Bremen de Noantri |
Inhalt | »Mich brachte der Geselle der Tischlerei, in der ich arbeitete, zu Euch.Er war nicht politisch organisiert, hatte aber viel Instinkt, war ein Klassen-kämpfer. (…) Er sagte mir, ich werde Dir eine wirkliche Kommunistinvorstellen. Er brachte mich zu Euch und ich sehe es noch wie heute, daßDeine Mutter uns ganz selbstverständlich eine Tasse Kaffee anbot, trotz-dem Schmalhans Küchenmeister bei Euch war.« 1So erinnerte sich 1980 Albert Norden, Mitglied des Politbüros der SED, anseine erste Begegnung mit Auguste Kirschey in einem Gespräch mitWilhelm Kirschey, ihrem ältesten Sohn. Norden, der Sohn des ElberfelderRabbiners Dr. Josepf Norden, hatte sich als 16-jähriger Schüler der Kommu-nistischen Jugend angeschlossen. »In erregten, durch elterliche Ohrfeigengewürzten Auseinandersetzungen« hatte Norden darauf bestanden, wieseine »Jugendgenossen zu arbeiten« und eine Lehre als Tischler begonnen 2In seinen Memoiren ging er ausführlich auf Auguste Kirschey ein:»Wenn ich an jene Zeit denke, dann will mir die Familie Kirschey nicht ausdem Sinn. (…) Als ich sie kennenlernte, sah die Achtunddreißigjährigebedeutend älter aus, so sehr hatten der persönliche Schmerz, die Sorge umihre sechs Kinder und die permanente Unterernährung ihr Gesicht gezeichnet. (…)Sie hat den eigenen Kindern und breiten proletarischen Kreisen in Elberfeld ein Beispiel gegeben, wie eine Arbeiterin gegen die einflußreiche Reaktion für die Sache des friedlichen Fortschritts der Menschheit lebt undkämpft. Sie bot ihrer Familie auch geistige Nahrung. Ich sah in ihrem Schrank vor allem Bücher von Maxim Gorki und andere progressive Lyrik und Prosa, die von den Kindern als Geburtstagsgeschenk sehr begehrt waren. (…) So wie die (…) Kirscheys kämpften Tausende kommunistischer Familien. Ihre Namen werden nicht in den Geschichtsbüchern genannt, obwohl gerade sie es waren, die im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte machten.Vor einigen Jahren stellten mir FDJler in einem Jugendforum die Frage, wie sich bei Menschen, die ganz anderer Herkunft sind, eine völlige Identifizierung mit den Positionen der Arbeiterklasse vollzieht. In meiner Antwort habe ich nicht zuletzt auf solche Arbeiterfamilien verwiesen, deren Vorbild entscheidend dazu beitrug, daß sich viele vom Bürgertum lösten.« Die Erinnerungen Nordens zeigen, dass es sich bei Auguste Kirschey um eine außergewöhnliche Frau handelte. Außergewöhnlich war nicht nur, dass sie 1924 als eine von sieben weiblichen von 56 Abgeordneten in denElberfelder Stadtrat gewählt wurde, sondern auch, dass sie sechs Kinder hatte. »Denn jene Frauen, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in der KPD Funktionen übernahmen, waren ausnahmslos alleinstehend,unverheiratet, geschieden, kinderlos oder hatten zumindest weniger als zwei Kinder.« Dass Frauen wie Auguste Kirschey, wie Norden zu Recht bemerkte, »nicht in den Geschichtsbüchern genannt« werden, hängt zum einen damit zusammen, dass Arbeiterinnen meist keine Tagebücher und Briefe hinterließen und zum anderen, dass sie Kommunistin war. Neben den Erinnerungen von Norden liegen für Auguste Kirschey die Memoiren ihres SohnesHelmut und Interviews mit ihrem Sohn Wilhelm vor. Weitere Spuren von ihr finden sich in Zeitungen und Archiven, die es ermöglichen, ihre Biografie auf dem Hintergrund der revolutionären Massenbewegung von 1917 bis 1924 ansatzweise zu rekonstruieren.Im ersten Kapitel skizzieren wir die politische Situation im Wuppertal von 1917 – 24. Im zweiten Kapitel schildern wir Auguste Kirscheys Politisierung im Ersten Weltkrieg auf dem Hintergrund der sich seit 1917 bildenden Antikriegsbewegung, in der Frauen eine große Rolle spielten. Die Aktionsfelder von Auguste Kirschey in der Bewegung der Kriegsbeschädigten undKriegerwitwen, im Kampf für die freien weltlichen Schulen und ihr Engagement als Frau in der KPD analysieren wir im dritten Kapitel. Abschließend gehen wir auf ihren frühen Tod und ihr Nachleben ein. |
ISBN | 9783943643220 | 3943643220 |
Umfang | 46 Seiten : Illustrationen |
Erschienen als | Verfolgung und Widerstand in Wuppertal, Band 18 |
Raumsystematik |
05124 Wuppertal
|
|
Sachsystematik |
109000 Biographien
| 406060 Politische Bewegungen | |
Details zum Bestand als Liste anzeigen